„Keiner sieht mich. Keiner hört mich. Hier bin ich ein Nichts“ – Angehörige und Freund*innen erzählen Massouds Geschichte

(English below) Massoud ist am 22. August 2020 aus dem Leben gegangen. Es ist von einem Suizid auszugehen. Angehörige und nächste Freund*innen von Massoud haben dem Migrant Solidarity Network seine Geschichte erzählt. Nichts soll vergessen gehen, wenn Menschen wegen des Asylsystems sterben:

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Demo vor dem Staatssekretariat für Migration (SEM) nach dem Selbstmord von Masoud Ghadiri

EN: Demonstration in front of the State Secretariat for Migration (SEM) after the suicide of Masoud Ghadiri


Freitag | 11. September | 12.30 | Staatssekretariat für Migration | Quellenweg 6, Wabern

Viele Geflüchtete in der Schweiz werden über lange Zeit isoliert und stehen unter sehr viel Druck. So auch Masoud Ghadiri, der vor drei Monaten einen Negativentscheid vom SEM erhalten hat und seither von der Nothilfe leben musste. Eine Ausschaffung in den Iran hätte sein Leben in grosse Gefahr gebracht. Er hat darum sein Leben letzte Woche selbst beendet. Um unsere Wut und Trauer gegenüber der mörderischen Politik des schweizer Asylregimes zu zeigen, treffen wir uns diesen Freitag (11. September) um 12.30 vor dem Staatssekretariat für Migration (SEM). Wir sagen nein zu dieser Entrechtung und Isolation, die Menschen in den Tod treibt! #StopIsolation

Mehr Informationen zum Tod von Masoud: https://migrant-solidarity-network.ch/2020/08/26/ein-kurdischer-gefluechteter-aus-dem-iran-dessen-asylgesuch-abgelehnt-wurde-beging-im-kanton-glarus-selbstmord/

Friday | 11 September | 12.30 | State Secretariat for Migration | Quellenweg 6, Wabern

Many refugees in Switzerland are isolated for years and are under a lot of pressure. One of them is Masoud Ghadiri, who received a negative decision from the SEM three months ago and has had to live on emergency aid ever since. A deportation to Iran would have put his life in great danger. He therefore ended his life himself last week. In order to show our anger and sadness in the face of the murderous politics of the Swiss asylum regime, we will meet this Friday (September 11th) at 12.30 pm in front of the State Secretariat for Migration (SEM). We say no to this disenfranchisement and isolation that drives people to their death! #StopIsolation

More information about the death of Masoud: https://migrant-solidarity-network.ch/2020/08/26/ein-kurdischer-gefluechteter-aus-dem-iran-dessen-asylgesuch-abgelehnt-wurde-beging-im-kanton-glarus-selbstmord/

Dossierübergabe an Parlamentarier*innen zur unmenschlichen Behandlung im schweizer Asylsystem

Heute startet die Session des Schweizer Parlaments. Aktivist*innen der Gruppen “Stopp Isolation” (Bern), Nothilfe ohne Zwang” (Zürich), “Drei Rosen gegen Grenzen” (Basel), “Poya solidaire” (Freiburg) und geflüchtete Menschen aus der ganzen Schweiz haben zu diesem Anlass ein Dossier mit Forderungen, Berichten und mehr zusammengestellt und an Bundesparlamentarier*innen übergeben. Ihre Botschaft: Trefft die Entscheidungen über uns nicht ohne uns!

Zehn Parlamentarier*innen haben das Dossier auf dem Bundesplatz persönlich entgegengenommen und haben sich mit den Aktivist*innen ausgetauscht. Sibel Arslan (Grüne Basel) und Mattea Meyer (SP Zürich) wandten sich anschliessend an die Gruppe und versprachen die Anliegen ins Parlament zu tragen.

FR: Remise de dossier aux parlementaires fédéraux sur les traitements inhumains dans le système d’asile suisse
La session du Parlement suisse commence aujourd’hui. Des activistes réfugié.e.s des groupes “Stop Isolation” (Berne), “Nothilfe ohne Zwang” (Zurich), “Drei Rosen gegen Grenzen” (Bâle), “Poya Solidaire” (Fribourg) et des réfugié.e.s de toute la Suisse ont constitué pour cette occasion un dossier avec des revendications, des rapports et autres et l’ont remis aux parlementaires fédéraux. Leur message : Ne prenez pas les décisions qui nous concernent sans nous !

Dix membres du Parlement sont venu.e.s pour recevoir personnellement le dossier sur la Place fédérale et ont parlé avec les activistes. Sibel Arslan (verts Bâle) et Mattea Meyer (PS Zurich) se sont alors adressés au groupe et ont promis de transmettre les revendications au Parlement.

EN: Submission of dossier to parliamentarians on inhuman treatment in the swiss asylum system
The session of the Swiss Parliament starts today. Activists of the groups “Stop Isolation” (Bern), “Nothilfe ohne Zwang” (Zurich), “Drei Rosen gegen Grenzen” (Basel), “Poya Solidaire” (Fribourg) and refugees from all over Switzerland have assembled a dossier with demands, reports and more and handed it over to federal parliamentarians. Their message: Do not make decisions about us without us.

Ten parliamentarians personally received the dossier on the Bundesplatz and spoke with the activists. Sibel Arslan (Grüne Basel) and Mattea Meyer (SP Zurich) then turned to the group and promised to take the matter to parliament.

Gepostet von Negasi Sereke am Montag, 7. September 2020

Gepostet von Negasi Sereke am Montag, 7. September 2020

(français ci-dessous)

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Ein kurdischer Geflüchteter aus dem Iran, dessen Asylgesuch abgelehnt wurde, beging im Kanton St. Gallen Selbstmord.

DE: Ein kurdischer Geflüchteter aus dem Iran, dessen Asylgesuch abgelehnt wurde, beging im Kanton St. Gallen Selbstmord.
FR: Un demandeur d’asile kurde-iranien dont la demande d’asile a été rejetée s’est suicidé dans le canton de St. Galle
EN: A kurdish asylum seeker from Iran whose application for asylum was rejected committed suicide in the canton of St. Gallen

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Heute 14 Uhr | Protestaktion von Stopp Isolation vor dem Migrationsdienst | “Wir wollen endlich ernst genommen werden”

Die Gruppe «Stopp Isolation» ist heute erneut in Bern, um zu protestieren. Die Behörden ignorieren unsere Anliegen. Wir wollen eine Lösung.

Um 14 Uhr werden wir den Migrationsdienst besuchen, um unseren Unmut kundzutun. Ob Staatssekretariat für Migration, Sicherheitsdirektion oder Bundesplatz, nirgends hörte man uns tatsächlich zu. Stattdessen wurden wir als «undemokratisch» und «unsolidarisch» beschimpft. Sie sprachen von einer «organisierten Show» und einer ungerechtfertigten «Lobbyorganisation». Wir waren immer gesprächsbereit, nahmen die Behörden ernst und wollten gemeinsam eine Lösung suchen. Das wollen wir auch jetzt noch.

Im Brief an den Kanton und an das SEM sprechen wir von unserer Realität. Wir sind in der Schweiz und das zum Teil seit vielen Jahren. Wir können hier nicht weg. Deswegen sind die Camps nun unsere Realität. Und Racial Profiling, Isolation, keine Arbeit, kein Einkommen, Diskriminierung, psychische Probleme, kaum Bewegungsfreiheit, keine Selbstständigkeit, ungleiche Behandlung, eingeschränktes Privatleben, Unterschriftenzwang und ein ungenügender Zugang zu Bildung und Gesundheit gehören zu unseren Realitäten. Mit all dem leben wir.

Dem Migrationsdienst wird bei der Aktion auch ein neuer Brief überreicht.

Ablauf: 13 Uhr Treffpunkt grosse Halle, 14 Uhr Protestaktion vor dem Migrationsdienst

Hier findet ihr alles zu den bisherigen Aktionen von Stopp Isolation (z.B. Briefe, Medienartikel oder Stellungnahmen von Demokratische Jurist*innen Bern | Allianz gegen Racial Profiling | Drei Rosen gegen Grenzen und weiteren)

Das Migrant Solidarity Network wird über den Verlauf der Protestaktion auf Social Media berichten.
Twitter: @NetworkMigrant
Facebook: @migrantsolidaritynetwort

Spendenaufruf von der Gruppe «Stopp Isolation»: «Wir müssen alle zusammen weiterkämpfen!»

Die Gruppe «Stopp Isolation» ist eine Gruppe von geflüchteten Migrant*innen mit Negativentscheid. Sie leben in den Rückkehrzentren Bözingen, Gampelen, Aarwangen und Konolfingen im Kanton Bern. Die Rückkehrzentren sind offene Gefängnisse und bedeuten ein Leben in völliger Isolation. «Stopp Isolation» kämpft für ein Leben in Würde und Respekt für die Menschen in den Rückkehrzentren.

«Stopp Isolation» protestierte bereits vor dem Staatssekretariat für Migration, vor den kantonalen Behörden und vor dem Parlament. Alle bisherigen Aktionen, Reaktionen und Presseberichte finden sich hier.

Bis jetzt sind die Behörden nicht auf die Forderungen eingegangen, um allen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Deshalb braucht es weitere Proteste. Pro Aktion kostet der Transport von den Rückkehrzentren nach Bern jeweils 2000 Franken. Die Transportkosten für die Sitzungen in Bern, an denen sich Delegierte aus den verschiedenen Rückkehrzentren koordinieren, kosten 200 Franken.

Weil «Stopp Isolation» weiterkämpfen will, rufen die Protestierenden zur Solidarität auf. Bis die Behörden die Forderungen erfüllen braucht es unbedingt und schnell finanziellen solidarischen Support. Spenden könnt ihr an den Verein Ticket for protest, 3018 Bern: Postkonto: CH15 0900 0000 1510 0908 8

Weiterführende Informationen zum Leben in den Camps findet ihr in der Broschüre «Asylcamps sind keine Lösung» von MSN.

Die Gruppe «Stopp Isolation» stellt folgende Forderungen an den Kanton Bern (Migrationsdienst) und Bund (Staatssekretariat für Migration)

Solidarisch: Velotour d’Horizon und Stopp Isolation vor dem Bundesasylcamp Ziegler

DE: Die Velotour d'Horizon fährt quer durch die Schweiz, um die Isolation von geflüchteten Menschen in Asylcamps zu…

Gepostet von Migrant-Solidarity-Network am Samstag, 25. Juli 2020

DE: Die Velotour d’Horizon fährt quer durch die Schweiz, um die Isolation von geflüchteten Menschen in Asylcamps zu durchbrechen (https://antira.org/velotour/). Heute waren die geflüchteten und nicht-geflüchteten Aktivist*innen zusammen mit der Gruppe “Stopp Isolation” vor dem Bundesasylcamp Ziegler in Bern. In der Nähe fanden am Nachmittag ein solidarisches Essen und wichtige Diskussionen zu Kämpfen gegen die Probleme der Isolation statt.

FR: Le Velotour d’Horizon parcourt la Suisse pour briser l’isolement des réfugiés dans les camps d’asile (https://antira.org/velotour/). Aujourd’hui, les militants réfugiés et non réfugiés* se sont rassemblés avec le groupe “Stop Isolation” devant le camp d’asile fédéral Ziegler à Berne. Dans l’après-midi, un repas de solidarité et des discussions importantes sur la lutte contre les problèmes d’isolement ont eu lieu à proximité.

EN: The Velotour d’Horizon travels right across Switzerland to break the isolation of refugees in asylum camps (https://antira.org/velotour/). Today, the refugee and non refugee activists* were together with the group “Stopp Isolation” in front of the federal asylum camp Ziegler in Bern. In the afternoon, a solidarity meal and important discussions about the struggle against the problems of isolation took place nearby.

“Berichtet nicht nur über gefährliche Feuer und kaputte Toiletten, sondern über alles”

Mitteilung von “Stopp Isolation” an Medienschaffende

“Viele Medien haben nachgefragt, wie es dem Mann geht, der sich auf dem Bundesplatz angezündet hat. Wir haben ihn besucht und wissen, dass es ihm besser geht. Er ist aber noch in einer Klinik in Behandlung. Seine Verbrennungen werden heilen. Wir alle wünschen unserem Freund gute Besserung. Wir bedauern, dass sich viele Menschen erst für unseren Protest interessieren, seitdem sich unser Freund angezündet hat. Musste es zuerst soweit kommen? Was genau ihn dazu gebracht hat, sich selber anzuzünden, kann nur er sagen. Wir sind uns aber sicher, dass es nicht nur die kaputten Toiletten und Duschen oder verstopfte Lavabos im Rückkehrzentrum waren. Wir bedauern, dass bisher verkürzt über unsere Kritik und unsere Vorschläge berichtet wird. Die Forderungen von «Stopp Isolation» gehen weiter als die schlechten Lebensbedingungen in den Rückkehrzentren:

  • Bitte beachten Sie die Forderungen unseres Briefes an das SEM und den Kanton Bern. Auch unser Freund, der sich angezündet hat, und 123 weitere Personen haben diesen Brief unterschrieben. – Bitte beachten Sie die Stellungnahmen von: Juso Schweiz | Alternative Linke Bern | Demokratische Jurist*innen Bern | Grüne Kanton Bern | Junge Grüne Kanton Bern | Augenauf | Partei der Arbeit Bern
  • In diesem Video mit einem der Aktivist*innen von “Stopp Isolation” finden Sie viele Forderungen und Argumente, die für eine Berichterstattung über den Protest verwendet werden können
  • Bitte beachten Sie, dass es nicht einfach ist, in der Schweiz als geflüchtete Migrant*innen mit Negativentscheid für Respekt und Gleichbehandlung einzustehen. Wir sind besonders auf eine seriöse und interessierte Berichterstattung angewiesen. “

Heute 14 Uhr | Protestaktion von Stop Isolation | «Wir sind nicht unsolidarisch und undemokratisch. Wir fordern unsere Rechte ein»

Medienmitteilung
Die Gruppe Stop Isolation antwortet mit einer Protestaktion auf die Stellungnahme des Kantons Bern. Am Freitag bezeichnete die Berner Sicherheitsdirektion die Forderungen von Stop Isolation als «unsolidarisch» und «undemokratisch» . Die Aktivist*innen sowie mehrere Organisationen und Parteien reagieren fassungslos.

Heute ab 14 Uhr beginnt bei der Grossen Halle in Bern eine weitere Protestaktion der Gruppe Stop Isolation. Nach der abschätzigen Reaktion des Kantons haben sich die Geflüchteten aus den neu eröffneten Rückkehrzentren Gampelen, Bözingen, Aarwangen und Konolfingen dazu entschieden erneut nach Bern zu kommen, um ihren Forderungen nach Respekt und Gleichbehandlung im Zugang zu Arbeit, Wohnungen, Gesundheit und Bildung Nachdruck zu verleihen. Sie verlangen unter anderem Aufenthaltsbewilligungen, ein Ende der Isolation in den Rückkehrzentren und keine ständigen (Polizei-)Kontrollen, Bussen und Haftstrafen wegen «illegalem Aufenthalt».

Schon vergangene Woche fand ein zweitägiger Protest der Gruppe statt. Rund zweihundert Personen demonstrierten vor dem Staatssekretariat für Migration. Dieses hat sich inhaltlich nicht zu den Forderungen geäussert und die Gruppe an den Kanton verwiesen. Am Freitag hat die Sicherheitsdirektion des Kantons Bern die Forderungen in einer Medienmitteilung als «undemokratisch» und «unsolidarisch» bezeichnet und ignoriert damit die Rechte von Geflüchteten mit einem negativen Asylentscheid.

Die Gruppe Stop Isolation ist empört über diese Äusserungen und fordert mehr Respekt. «Gewisse Menschen von uns sind seit 25 Jahren in der Schweiz» sagt Amar Salim. «Wir sind weder undemokratisch noch unsolidarisch. Wir sagen unsere Meinung und fordern Verbesserungen. Niemandem soll es schlecht gehen. Alle Menschen haben ein Recht auf Respekt und ein gutes Leben in Würde und Freiheit. Es ist aber unsolidarisch Menschen zu isolieren. Wir können nicht glauben, dass die Menschen in der Schweiz das akzeptieren. Deshalb müssen wir weiterkämpfen – kein Mensch kann illegal sein».