Bosnische Polizei und IOM räumen und zerstören selbstorganisiertes Camp in Velika Kladuša, BiH

Gestern Morgen gegen 6:00 Uhr hat die bosnische Polizei gemeinsam mit der International Organisation for Migration (IOM) ein selbstorganisiertes Geflüchtetencamp geräumt. Sie zwangen die Gruppe von circa 250 Menschen in Busse und brachten sie in offizielle Camps in Velika Kladuša und Bihać.

Gestern Morgen, gegen sechs Uhr, hat die bosnische Polizei nach Augenzeugenberichten gemeinsam mit der International Organisation for Migration (IOM) ein selbstorganisiertes Camp von Schutzsuchenden mit circa 250 Personen, darunter viele Familien mit kleinen Kindern, geräumt. Dabei wurde ein Großteil der Zelte zerstört, die Schutzsuchenden wurden mit Bussen in offizielle Camps in Velika Kladuša und Bihać gebracht. In den vergangenen Tagen hatte die IOM bereits die im selbstorgansierten Camp lebenden Menschen gezählt und ihre Daten aufgenommen, wie mehrere Personen berichteten.

Ein Augenzeuge, der der Räumung entkommen konnte, erzählte: „Ich habe noch geschlafen, als die Polizei heute Morgen gekommen ist. Sie haben uns gesagt, dass wir nicht hierbleiben können, dass wir ins Camp müssen. Ich habe ihnen gesagt, dass ich hierbleiben möchte, dass es für mich kein Problem hier ist. Aber sie haben gesagt ‚Nein, du musst ins Camp.’”.

In dem Camp befanden sich insbesondere Afghan:innen, die in diesen letzten Tagen vor dem Herbst noch die bosnisch-kroatische Grenze überqueren möchten, um nicht im bosnischen Winter ausharren zu müssen. Eine Aktivistin vor Ort kommentiert diese Gewalt als „zynische Doppelmoral der EU, die darauf drängt, dass die Nachbarländer Afghanistans möglichst viele Schutzsuchende aufnehmen, und gleichzeitig alles darauf setzt, ihre Grenzen auch für Afghan:innen zu schließen. Die Gewalt der bosnischen Behörden wird von der EU toleriert, wenn nicht gefördert. Dass IOM Teil der Räumung ist, zeigt, dass hier im Interesse der EU gehandelt wird.“

Die Rolle der IOM betonte auch ein Augenzeuge, welcher der Räumung entkam: „IOM ist gekommen, um uns zu registrieren. Wie viele Menschen, wie viele Familien, wie viele aus Pakistan, aus Afghanistan… Sie haben alles notiert und am nächsten Tag kam dann die Polizei.”

Nach Informationen von lokalen Quellen werden in den nächsten Tagen weitere Räumungen in der Region erwartet. Außerdem berichten Personen aus umliegenden Städten, dass IOM die Anzahl der Personen in verschiedenen selbst organisierten Camps gezählt hat, was weitere Räumung wahrscheinlich macht.


Wegen ständigen Räumungen und Gewalt unterstützt das Migrant Solidarity Network auch folgendes Projekt im bosnischen Grenzgebiet: