Menschenrechtsverletzungen im Iran: Eine vorläufige Aufnahme wäre das Mindeste!

FR///EN///Heute am 10. Dezember wird offiziell der Tag der Menschenrechte gefeiert. Doch Personen, die vor Menschenrechtsverletzungen in die Schweiz fliehen, finden hier nicht immer den nötigen Schutz. Dies zeigt das Beispiel Iran. Abgewiesene Iraner*Innen der Organisation «Empathie und Einheit» und das Migrant Solidarity Network starten deshalb eine Petition für einen besseren Schutz von Asylsuchenden aus dem Iran.

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Aktuell lehnt das Staatssekretariat für Migration (SEM) vier von fünf Asylgesuchen von Iraner*innen ab. Nur eine Minderheit erhält Asyl oder eine vorläufige Aufnahme. Die Mehrheit wird auf unbestimmte Zeit im Nothilferegime isoliert. Was dies bedeutet, zeigte letzte Woche eine Reportage der RTS. Allen Menschenrechtsverletzungen zum Trotz erachten das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Bundesverwaltungsgericht (BVGer) Zwangsausschaffungen in den Iran weiterhin als zulässig und zumutbar. Und Kantone führen weiterhin Ausschaffungen in den Iran durch.

«Die Menschenrechtsverletzungen finden im Umgang mit asylsuchenden Iraner*innen in der Schweiz zu wenig Achtung»

Empathie und Einheit

Ausser dem SEM und dem BVGer sind sich alle einig

Im Frühling dieses Jahres verabschiedete der Nationalrat die «Erklärung für Menschenrechte und Demokratie im Iran». Darin zeigt sich der Nationalrat «bestürzt über die Menschenrechtsverletzungen und insbesondere die Frauenrechtsverletzungen». Er «verurteilt die exzessive Gewalt der Regierung der Islamischen Republik Iran gegen die iranische Zivilbevölkerung» und fordert, «dass die Staatengemeinschaft dem Schutz von ethnischen, religiösen und sprachlichen Minderheiten im Iran eine besondere Bedeutung beimessen». Dies könnte als Aufforderung für vorläufigen Schutz gelesen werden.

Am 13. September – genau ein Jahr nach dem Tod von Jina Mahsa Amini – weist die UNO Fact-Finding Mission mit eindeutigen Worten auf die gravierenden Menschenrechtsverletzungen im Iran hin:

«Authorities are exacerbating punitive measures against those exercising their fundamental rights, including freedom of religion, freedom of expression and peaceful assembly»

UN Fact-Finding Mission

Auf solche Worte sollten SEM und BVGer endlich Taten folgen lassen und die Praxis anpassen.

«Angesichts der Menschenrechtsverletzungen im Iran wäre eine vorläufige Aufnahme das Mindeste»

Migrant Solidarity Network

Drei Personengruppen sind im Iran aufgrund der spezifisch gegen sie gerichteten Menschenrechtsverletzungen besonders exponiert und gefährdet. Aufgrund des völkerrechtlichen Non-Refoulement Prinzips sollten diese grundsätzlich vor einer Ausschaffung geschützt werden und eine vorläufige Aufnahme in der Schweiz erhalten.

  • Patriarchale Menschenrechtsverletzungen gegen Frauen und Mädchen: Das Mullah-Regime geht weiterhin mit brutaler Gewalt und Repression gegen weibliche Personen vor. Zudem werden im Parlament neue patriarchale Gesetzesreformen beschlossen. Frauen und Mädchen, die gegen die Verschleierungspflicht verstossen, drohen hohe Geld- und Gefängnisstrafen, Reiseverbote, die Beschlagnahmung von Fahrzeugen, die Verweigerung von Bildung und öffentlichen Dienstleistungen, medizinischer Versorgung, sowie Sanktionen gegen ihre Unternehmen.
  • Verfolgung von (exil-)politischen Protestierenden: Laut der UN Fact-Finding Mission hat das Mullah-Regime die Repression und die Überwachungstechnologien gegen Protestierende verfeinert und verstärkt. Alle, der sich an der Bewegung «Frau, Leben, Freiheit» beteiligen, indem sie protestieren oder ihre Unterstützung beispielsweise in den sozialen Medien öffentlich kundtun, laufen Gefahr, verhaftet, gefoltert und misshandelt zu werden. Auch können sie wegen schwerer Straftaten angeklagt und verfolgt werden, die auch bis zur Verhängung der Todesstrafe führen können. Protestierende im Exil sind von der Gefahr nicht ausgenommen. Besonders nach einer allfälligen Rückführung in den Iran droht ihnen ebenfalls Verfolgung. Bisher weisen das SEM und das BVGer jedoch neue Asylgesuche von Personen, die sich in der Schweiz an den Protesten gegen das Mullah-Regime beteiligten, mehrheitlich ab. Berichte des Nachrichtendienst des Bundes, die davor warnen, dass der iranische Geheimdienst in der Schweiz die Aktivitäten der iranischen Diaspora mehr denn je überwacht, finden keinen wesentlichen Einfluss in die Entscheidungen der Behörden.
  • Unterdrückung von religiösen, kulturellen sowie geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten: Im Iran geht das Regime auch mit voller Kraft gegen kurdische, belutschische und christliche Minderheiten vor. Auch die Menschenrechte von LGBTIQ-Personen werden missachtet. Zahlreiche Berichte zeigen dies auf, doch das SEM und BVGer sind auch bei dieser besonders exponierten Gruppe restriktiv mit dem Gewähren einer vorläufigen Aufnahme.

Diplomatische Interessen über Menschenrechtsschutz?

Die Praxis von SEM und BVGer weist darauf hin, dass die politisch-diplomatischen Interessen der Schweiz Vorrang erhalten. Die Schweizer Botschaft bietet den USA im Iran ihre «guten Dienste» an, indem die Schweizer Botschaft gegenüber dem Mullah-Regime offiziell die Interessen der USA vertritt. Diplomatisch will es sich die Schweiz daher nicht mit dem Mullah-Regime verscherzen.

Dies zeigt sich auch in der langjährigen Zusammenarbeit des SEM mit dem iranischen «Vertrauensanwalt» Hasan Amirshahi, der regelmässig für die Regierung des Iran arbeiten soll. Seit Jahren häufen sich die Hinweise, dass durch diese Zusammenarbeit Informationen an das Regime gelangen und so Asylgesuche sabotiert und Asylsuchende sowie ihre Familien gefährdet werden.

«Nicht nur das Prinzip der Vertraulichkeit, sondern auch die menschliche Würde der iranischen Flüchtlinge wurde verletzt, und wir protestieren entschieden dagegen.»

Empathie und Einheit

Es wird schlicht in Kauf genommen, dass Menschenrechtsverletzungen im Iran und die Schutzbedürfnisse jener, die deswegen den Iran verlassen, hinten anstehen müssen.


Violations des droits de humains en Iran : une admission provisoire serait la moindre des choses !

Aujourd’hui, 10 décembre, est officiellement célébrée la Journée des droits humains. Mais les personnes qui se réfugient en Suisse pour fuir les violations des droits humains n’y trouvent pas toujours la protection nécessaire. C’est ce que montre l’exemple de l’Iran. Les Iranien·nes débouté·es de l’organisation «Empathie et unité» et l’association Migrant Solidarity Network lancent une pétition pour une meilleure protection des personnes requérantes d’asile iraniennes.

Actuellement, le Secrétariat d’État aux migrations (SEM) rejette quatre demandes d’asile sur cinq déposées par des personnes en provenance de l’Iran. Seule une minorité obtient l’asile ou une admission provisoire. La majorité est contrainte de vivre isolée pour une durée indéterminée sous le régime de l’aide d’urgence. Un reportage de la RTS publié la semaine dernière a montré ce que cela signifie. Malgré toutes les violations des droits humains, le Secrétariat d’État aux migrations (SEM) et le Tribunal administratif fédéral (TAF) continuent de considérer les renvois forcés vers l’Iran comme admissibles et raisonnablement exigibles. Et les cantons continuent de procéder à des expulsions vers l’Iran.

«Les violations des droits humains ne sont pas suffisamment prises en considération dans les procédures des personnes requérantes d’asile iraniennes.»

Empathie et unité

À part le SEM et le TAF, tout le monde est d’accord

Au printemps de cette année, le Conseil national a adopté la «Déclaration en faveur des droits humains et de la démocratie en Iran». Dans ce texte, le Conseil national se dit «consterné par les violations des droits humains, et en particulier par les violations des droits des femmes». Il «condamne la violence excessive dont fait usage le gouvernement de la République islamique d’Iran à l’encontre de la population civile iranienne» et constate «que la communauté internationale doit accorder une importance particulière à la protection des minorités ethniques, religieuses et linguistiques en Iran». Cela pourrait être lu comme une invitation à accorder une protection provisoire.

Le 13 septembre – exactement un an après la mort de Jina Mahsa Amini – la mission d’établissement des faits de l’ONU dénonce sans équivoque les graves violations des droits humains en Iran:

«Les autorités intensifient les mesures punitives à l’encontre de celles et ceux qui exercent leurs droits fondamentaux, y compris la liberté de religion, d’expression et de réunion pacifique.»

Mission d’établissement des faits de l’ONU

Le SEM et le TAF devraient enfin prendre acte de ces constats et adapter leur pratique.

«Au vu des violations des droits humains en Iran, une admission provisoire serait la moindre des choses.»

Migrant Solidarity Network

Trois catégories de personnes sont particulièrement exposées et menacées en Iran en raison des violations des droits humains qui les visent spécifiquement. En vertu du principe de non-refoulement inscrit dans le droit international public, ces personnes devraient en principe être protégées contre une expulsion et bénéficier d’une admission provisoire en Suisse.

  • Violations patriarcales des droits humains contre les femmes et les filles: le régime des mollahs continue de recourir à la violence et à la répression brutale contre les personnes de sexe féminin. De plus, de nouvelles réformes de loi patriarcales sont adoptées au Parlement. Les femmes et les filles qui ne se plient pas à l’obligation de se voiler risquent de lourdes amendes et des peines de prison, des interdictions de voyager, la confiscation de leurs véhicules, le refus d’accès à l’éducation, aux services publics et aux soins médicaux ainsi que des sanctions contre leurs entreprises.
  • Persécution des protestataires politiques (y compris en exil): selon la mission d’établissement des faits de l’ONU, le régime des mollahs a affiné et renforcé la répression et les technologies de surveillance contre les protestataires. Toutes les personnes qui participent au mouvement «Femme, vie, liberté» en protestant ou en exprimant publiquement leur soutien, par exemple sur les médias sociaux, risquent l’arrestation, la torture et les mauvais traitements. Elles peuvent également être accusées et poursuivies à tort pour des délits graves, qui peuvent aller jusqu’à la peine de mort. Les personnes qui protestent en exil n’échappent pas à ce danger. Elles risquent également d’être persécutées, en particulier après un éventuel renvoi en Iran. Jusqu’à présent, le SEM et le TAF ont toutefois rejeté la plupart des nouvelles demandes d’asile de personnes qui ont participé en Suisse aux protestations contre le régime des mollahs. Les informations du Service de renseignement de la Confédération, qui signalent que les services secrets iraniens surveillent plus que jamais les activités de la diaspora iranienne en Suisse, ne sont pas véritablement prises en considération dans les décisions des autorités.
  • Répression des minorités religieuses, culturelles, sexuelles et de genre: en Iran, le régime exerce une répression massive contre les minorités kurdes, baloutches et chrétiennes. Les droits humains des personnes LGBTIQ sont également bafoués. Malgré les nombreuses informations disponibles à ce sujet, le SEM et le TAF prennent une posture restrictive quant à l’octroi d’une admission provisoire même pour ces catégories de personnes particulièrement exposées.

Les intérêts diplomatiques passent-ils avant la protection des droits humains?

La pratique du SEM et du TAF indique que les intérêts politico-diplomatiques de la Suisse sont considérés comme prioritaires. L’ambassade suisse offre ses «bons offices» aux États-Unis en Iran, dans la mesure où elle représente officiellement les intérêts états-uniens face au régime des mollahs. Sur le plan diplomatique, la Suisse ne veut donc pas se mettre à dos le régime des mollahs.

Cette priorité donnée aux intérêts diplomatiques apparaît également dans la collaboration de longue date entre le SEM et l’«avocat de confiance» iranien Hasan Amirshahi, qui travaillerait régulièrement pour le gouvernement iranien. Depuis des années, il existe de nombreuse indications selon lesquelles des informations parviennent au régime par le biais de cette collaboration, sabotant ainsi les demandes d’asile et mettant en danger les personnes requérantes d’asile et leurs familles.

«Ce n’est pas seulement le principe de confidentialité qui est violé, mais aussi la dignité humaine des réfugié·es iranien·nes, et nous protestons fermement contre ces abus.»

Empathie et unité

Les autorités suisses acceptent manifestement de reléguer au second plan les violations des droits humains en Iran et les besoins de protection de celles et ceux qui quittent le pays pour cette raison.


Human rights violations in Iran: provisional admission would be the absolute minimum!

Today, 10 December, is officially Human Rights Day. But people fleeing human rights violations to Switzerland do not always find the protection they need here. The example of Iran shows this. Rejected Iranians from the organisation „Empathy and Unity“ and the Migrant Solidarity Network are therefore launching a petition for better protection for asylum seekers from Iran.