
Seit einigen Tagen organisieren Betroffene des Nothilferegimes, die der Nothilfeunterkunft Kaltbach zugewiesen sind eine tägliche Mahnwache in Schwyz, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Ursprünglich trafen sie sich vor dem Amt für Migration, wurden von dort jedoch nach nur wenigen Tagen polizeilich weggewiesen. Einmal mehr zeigt sich die unmögliche Situation der Betroffenen: In der NUK dürfen sie nicht bleiben und im öffentlichen Raum werden sie angefeindet und/oder vertreiben.
Derweil beharrt die Vorsteherin des Amts für Migration gebenüber SRF Regionaljournal darauf, dass ein Aufenthalt in der Unterkunft tagsüber nicht in Frage komme. Die Unterkunft sei als Notschlafstelle konzipiert und verfüge deshalb über keine Aufenthaltsräume. Ihre Argumentation, dass dies den «Minialstandards» entspreche, die Menschen in der Nothilfe zustünden, widerspricht der Praxis der meisten anderen Kanton in der Schweiz, deren Nothilferegime nicht minder menschenverachtend sind, und dennoch nicht alle Betroffenen tagsüber auf die Strasse stellen.
In einem Punkt scheinen sich jedoch alle Kantone einig: Die Ausgestaltung der «Nothilfe» ist darauf ausgerichtet, Menschen durch systematische Zermürbung zur Ausreise zu zwingen. Doch die Bewohner der NUK Kaltbach sind da und sie kämpfen nicht nur für ihren Platz in Schwyz, sondern auch für ihren Platz im Narrativ, jenseits von rassistischen Projektionen und bürokratischen Formalismen.
Hier die Stellungnahme der Gruppe zu ihrer Aktion:
Die Situation für uns Menschen, die in der Nothilfe im Kanton Schwyz überleben müssen, ist sehr schwierig. Wir Männer haben alle einen negativen Asylentscheid vom SEM (Staatssekretariat für Migration) erhalten. Die Unterbringung ist durch das Amt für Migration des Kanton Schwyz geregelt.
Wir alle sind in der Containerunterkunft im Chaltbach untergebracht. Dort können wir jeweils nur die Nacht verbringen und müssen dann tagsüber von 9:30 bis 19:00 unsere Zeit irgendwo draussen verbringen. Jeden Abend und auch morgens müssen wir unsere Anwesenheit im Container mit unserer Unterschrift bezeugen. Nur wer unterschrieben hat, bekommt 10.– pro Tag. Keine Unterschrift – kein Geld. Mit diesen 10.– müssen wir uns Essen, Kleidung und Hygieneartikel und auch das Handyabo kaufen. Es ist uns untersagt, zu arbeiten um etwas Geld für den Lebensunterhalt zu verdienen.
Wir sind gezwungen an öffentlichen Plätzen rumzuhängen, in Shoppingzentren ein warmes oder trockenes Plätzchen zu suchen. Oft sind wir feindseligen und rassistischen Bemerkungen ausgesetzt. Diese hoffnungslose Situation ist psychisch und auch physisch sehr belastend. Wir sind hier unerwünscht, wir sollen verschwinden, in die Illegalität abtauchen, zurück in die Heimat, wo es sein kann, dass wir von einem totalitären Regime inhaftiert, gefoltert oder sogar getötet werden. Oft ist auch eine Ausreise mangels Rücknahmeabkommen oder fehlenden Papieren nicht möglich.
Wir alle sind Menschen mit einer ureigenen Lebensgeschichte, mit einer schwierigen Vergangenheit. wir sind aus unseren Heimatländern geflüchtet, weil wir keinen anderen Ausweg sahen. Kein Mensch flieht freiwillig! Kein Mensch ist illegal.
Unsere Hoffnung auf ein friedliches und gutes Leben in der sicheren Schweiz sind zerschlagen, weil wir keine asylrelevanten Gründe vorweisen können.
Trotz allem sind wir Menschen und möchten auch als Menschen anerkannt und behandelt werden.
Mit möchten das AfM des Kanton Schwyz freundlich auffordern, die Unterbringung insbesondere die Öffnungszeiten unserer Unterkunft so zu gestalten, dass unsere psychische Gesundheit nicht noch mehr Schaden nimmt.
Mit unserer Anwesenheit möchten wir hier friedlich auf unsere Situation hinweisen, die Bevölkerung informieren und sensibilisieren.