
Weltweit erstarken rechte Bewegungen, werden feministische Erfolge zurückgedrängt und Grenzen immer höher, länger und massiver gezogen. Umso wichtiger bleibt der Widerstand gegen das Patriarchat – heute und jeden Tag, hier und überall. Der feministische Widerstand hält nicht an Grenzen fest. Zwei Organisationen mit denen das MSN zusammen kämpft, haben sich heute in Bern mit Reden eingebracht.
— Empathe und Einheit (Firoozeh Miyandaresfahani)
— Sudanesische Asylsuchende in der Schweiz (Sara Mohammed Sulaiman)
Empathe und Einheit (Firoozeh Miyandaresfahani)
Ich begrüsse euch zu dem internationalen Tag der Frauen.
Ich werde hier und jetzt etwas über die Situation der Frauen und Menschen im Iran sagen. Und etwas über die Situation von iranischen geflüchteten Menschen in der Schweiz.
Zur Situation im Iran:
Die Menschenrechtslage im Iran ist katastrophal und dieses Thema kann und darf nicht bestritten werden. Die Menschenrechte werden mit den Füssen getreten. Im vergangenen Jahr wurden fast 1000 Menschen hingerichtet. Diese Menschen sagten, dass das iranische Regime unrecht tut. Sie haben nicht nur mit ihrer Stimme sondern mit ihrem Verhalten und ihrem Leben dadurch das Regime kritisiert, dass sie die nonsense Gesetze des Regimes nicht mehr erfüllten. Deshalb wurden sie getötet; so schrecklich und gewalttätig! Hinrichtung und Steinigung sind häufige Totstrafen im Iran. Sie haben sich nicht an die Regeln gehalten.
Aber, kennt ihr diese Regeln?
Die Regeln sind so, dass man nicht mehr Leben kann. Sie schränken alle ein: Umweltaktivisten, die LGBTQ-Gemeinschaft, Andersdenkende, Minderheiten und Anhänger anderer Religionen (ausser dem Islam). Wir können nicht mehr frei bewegen. Wisst ihr, mit dem oder ohne Kopftuch zu leben, ist nur eine Regel und nur ein Beispiel von vielen nonsensen Regeln. Aber aktuell gibt es im Iran so viele Gesetze, dass sie uns jederzeit und grundlos anhalten können und verhaften können. So leben wir in dauernder Angst.
Die iranischen Behörden haben im Dezember 2024 ein neues drakonisches Gesetz verabschiedet, das Auspeitschungen, Gefängnisstrafen, Geldstrafen, die niemand bezahlen kann, harte Reiseverbote und sogar die Todesstrafe vorsieht, um den anhaltenden Widerstand gegen die Zwangverschleierung zu brechen. Dieses Gesetz verschärft die Verfolgerung von Frauen und Mädchen. Das Gesetz sieht auch eine generelle Straffreiheit für Personen vor, die ihrer religiöse Verpflichtung zur Durchsetzung der Zwangsverschleierung nachkommen.
Die Frauen, die für ihre Rechte eingetreten sind, werden verfolgt, sie erfahren sexuelle Gewalt und werden systematisch diskriminiert. Sie kommen ins Gefängnis oder sie verschwinden einfach. Niemand weiss, wo sie sind. Könnt ihr euch vorstellen, wie das ist? Das Warten, das Angst haben, das Nicht-Wissen.
Das Gesetz sagt auch, dass Menschen im Iran, die Videos von Protesten oder von den Umständen im Iran zeigen, können zum Tode verurteilt werden. Deshalb: Was ihr seht, was wir hier in der Schweiz mitbekommen vom Iran, ist wohl nur die Spitze des Eisbergs.
Aber trotz all diesen Gesetzen, trotz all dieser Gewalt, die Frauen und alle Menschen im Iran erleben, geben wir nicht auf! Der Kampf ist jeden Tag. Im Kleinen, wenn es nötig ist noch für Jahre! Wenn es nötig ist allein! Wir werden diesen Weg zu Ende gehen. Wir kämpfen mit wachsende Zuversicht und wachsender Stärke. Wir werden uns niemals ergeben. Wir kämpfen allein, in der Gruppe und überall. Egal, wo wir sind – wir machen sowieso weiter.
Auch hier!
Ich bin ein Mitglied der Gruppe Empathie & Einheit. In der Gruppe sind geflüchtete Menschen aus dem Iran, die von der Schweiz kein Asyl erhalten haben.
Weshalb?
Das versteht niemand, wenn man die Lage im Iran anschaut. Hier wehren sich diese Menschen gegen das Unrecht, dass auch hier geschieht: denn wir haben keine Papiere. Wir haben keine Rechte. Wir müssen in Zentren leben. Wir können nicht arbeiten. Wir können uns keine Zukunft aufbauen. Und wir müssen jahrelang in Ungewissheit auf «nichts» warten. Das macht uns wütend, traurig und krank!
Aber auch hier kämpfen wir zusammen. Wir sind in dieser Gruppe über 200 Familien in Empathie und Einheit. Wir haben schon viel versucht, die Situation zu bewegen. Jedoch wir haben noch nichts erreicht. Aber wisst ihr was? Wir geben auch hier nicht auf. Deshalb stehe ich hier mit euch allen. Für unsere Rechte!
Danke!

Sudanesische Asylsuchende in der Schweiz (Sara Mohammed Sulaiman)
In the Name of God, the Most Gracious, the Most Merciful. Peace, mercy, and blessings of God be upon you,
My beloved sisters and brothers, Today, we gather here in Bern to amplify our voices against the injustice, marginalization, and persistent violations faced by the sons and daughters of Sudan. I stand before you not just as a Sudanese woman but as a witness to the indescribable suffering women in my beloved homeland are enduring. I also speak to you as a refugee now living in Switzerland, waiting patiently and painfully for our voices to be heard and our pleas answered.
Firstly: The situation of Women in Sudan
The crisis in Sudan is nothing short of a humanitarian catastrophe. But allow me to speak plainly: women are the ones who bear the brunt of this tragedy. The violence against Sudanese women is unspeakable: They have faced the worst forms of abuse, including rape, torture, and the weaponization of their bodies in a brutal war. Mothers have lost their children: Many have been left to shoulder unbearable grief, forced to navigate destruction, poverty, and relentless fear on their own. Women are being deliberately targeted: Both in rural villages and urban areas, they are singled out—not simply as individuals but as symbols of life, hope, and resistance.
This suffering is not just a statistic; it is an untold number of harrowing stories of pain. Yet, alongside this pain, there are remarkable stories of resilience and determination. We, as Sudanese women, are not mere victims. We are strong, courageous, and defiant. But even the strongest among us need allies – need the world to stand with us in solidarity.
Secondly: The Challenges Refugees Face in Switzerland
For those of us who fled the horrors of war in Sudan, the journey to Switzerland was a -desperate search for safety and dignity. But even here, our struggle continues.
- Overcrowded asylum centers: Many of us live in cramped spaces, stripped of privacy, safety, and a sense of psychological insecurity.
- Uncertainty about our future: The State Secretariat for Migration has frozen asylum applications for Sudanese nationals, leaving us in a prolonged state of limbo. For months – sometimes years – we wait, unsure of what our tomorrow will bring.
- Mental and emotional toll: How can we rebuild our lives or heal our wounds while trapped in a cycle of fear, instability, and uncertainty?
We are not asking for favors; we are asking for our rights – the basic human rights to safety, dignity, and stability.
Our Demands
- Immediate action on asylum applications: We demand the Swiss government lift the suspension on asylum applications for Sudanese nationals, particularly women, who are among the most vulnerable.
- Faster processing of cases: We ask for the timely review and resolution of asylum claims, giving Sudanese refugees a fair chance to rebuild their lives in safety and stability.
- Protection against forced return: Returning to Sudan at this time is not an option. It would mean facing death, persecution, and further unimaginable suffering.
My Appeal to the Swiss Authorities
Switzerland has long been recognized as a beacon of human rights, a nation that upholds the principles of justice and solidarity. I appeal to you: Do not let us down. We came here because we had no other choice. We lost our homes, our safety, and everything we once held dear. Now, we ask for the chance to live in dignity and peace.
Finally: My Message To my fellow Sudanese women
Whether here in exile or still in Sudan – you are the embodiment of strength and resilience. This fight is not just for us; it is for the generations that will follow, and for the future of our nation. We must remain steadfast. We will not be silent until we secure our rights and our voices are heard loud and clear.
Thank you.

Download: Alle Reden, die in Bern gehalten wurden
