Polizei mit Waffengewalt vor Riedbachbunker

Am Morgen des 30. März kam es zu einem Vorfall im Asylbunker Riedbach. Dort haben zwei Polizeibeamte bei einem Einsatz, ihre Schusswaffe und einen Taser auf eine Person gerichtet, welche im Riedbachbunker untergebracht ist. Der Beamte mit dem Taser drückte schliesslich ab und streckte die Person nieder. Die Person wurde weggebracht. Seine Freunde wurden nicht darüber informiert, wohin. Wie konnte das passieren?!

Isolation, Druck und Zermürbung

Eine der extremsten Formen des staatlichen Rassismus gegen geflüchtete Personen ist die Isolation in Asylbunkern. Der Riedbachbunker welcher seit einigen Monaten in Bern-West wieder in Betrieb genommen wurde, ist so ein Ort der Entmenschlichung. Rund 30 Menschen, die ein abgelehntes Asylgesuch haben oder von der Dublin-Verordnung betroffen sind, müssen dort leben. Einige von ihnen befinden sich schon jahrelang in der Nothilfe.

Bei den Menschen, die in den Bunkern isoliert werden, handelt es sich teilweise um traumatisierte und erkrankte Personen. ​Der andauernde Lärm, der Mangel an Rückzugsmöglichkeit, die abgestandene Luft, die Kontrollen von ORS AG und Polizei bringen die Menschen an den Rand ihrer psychischen Grenzen. Die Berichte von Betroffenen dazu sind eindeutig. 

Das Leben im Bunker ist zusätzlich zu den erdrückenden Einschränkungen des Nothilfe-Regimes spezifischen «Hausregeln» unterworfen: Tägliche Präsenzpflicht, gratis Reinigungsarbeiten und beschränkte Benutzung der Infrastruktur, bringen die Menschen, die ohnehin ohne Tageslicht und frische Luft dort unten leben zusätzlich unter Druck. Es braucht dabei nicht viel, um die banalste Situation zum Eskalieren zu bringen.

Rassistische Stigmatisierung, Repression und Gewalt

So hat sich eine Person am Morgen des 30. März geweigert, gratis Reinigungsarbeiten im Bunker zu verrichten. Es kam zum Spannungen zwischen der betroffenen Person und einem ORS-Mitarbeiter. Die Person drohte, sich selbst mit einem Spiegelsplitter zu verletzen. Die Situation schien zu eskalieren und die ORS rief die Polizei. Die Person flüchtete aus dem Bunker und wurde dort von den Polizeibeamten aufgehalten. Was genau die Beamten dazu brachte, die Person vor gezogener Waffe mit Taser niederzustrecken, ist bis jetzt nicht abschliessend geklärt.

Dass Polizist*innen welche in einer solchen Situation mit Schusswaffen auf eine Person zielen, die in desolater psychischer Verfassung ist und droht, sich ernsthaft zu verletzten, ist unprofessionell, eskalierend und zeugt von rassistischer Stigmatisierung. Denn das Verhalten von Schwarzen Personen und People of Color wird viel rascher als bedrohlich eingestuft als das Verhalten weissgelesener Menschen. 

Der Asylbunker ist kein sicherer Ort. Wenn die ORS es nicht schafft, die Regeln durchzusetzen, werden den Betroffenen Sanktionen angedroht oder Menschen sogar aus der Nothilfe ausgeschlossen und auf die Strasse geworfen. So werden die Betroffenen als gefährliches Problem stigmatisiert, als «unkooperativ» und «bedrohlich» gebrandmarkt. 

Das eigentliche Problem: Ein krankmachendes und entmenschlichendes Umfeld

Doch dies lenkt von den eigentlichen Aufgaben von Regierungen und Behörden ab und lässt das durchschnittliche Lebensniveau von geflüchteten Personen brutal sinken: Sodass Menschen im Riedbachbunker unterirdisch, eingeengt und ohne Privatsphäre leben müssen. Die ORS-Mitarbeitenden werden dabei nur als administrativ Verwaltende eingesetzt und verfügen meist über mangelnde Kompetenzen um auf die Menschen unter diesen entmenschlichenden und krankmachenden Bedingungen dort einzugehen. Und die Polizei geht das «Problem» mit Gewalt und Repression an, statt einer Person in psychischer und materieller Not zu helfen.

Was muss noch alles passieren, bevor diese menschenunwürdigen Bedingungen ein Ende finden? Wo bleibt die Solidarität für die rund 30 Menschen im Asylbunker Riedbach? Der Aufschrei von der Nachbar*innenschaft in Bern-West bleibt bis jetzt aus, doch die Stimmen aus dem Bunker werden lauter und die Missstände bleiben nicht unenddeckt.