Wie reagiert die ORS Service AG auf die Petition #ShutDownORS?

2459 Menschen haben die Petition #ShutDownORS unterschrieben. Darin wird gefordert, dass der ORS AG das Leistungsmandat für die Verwaltung der Berner Rückkehrzentren entzogen wird. Die ORS AG kann in ihren Rückkehrzentren nicht sicherstellen, dass die geflüchteten Menschen, die sie gewinnbringend verwaltet, die BAG Vorgaben einhalten können. Gesundheitsgefährdend ist es insbesondere, dass die Isolation und Quarantäne nicht immer getrennt erfolgen. Was ist seit der Petitionsübergabe am Montag 22. Februar geschehen?

Bild: ORS Service AG reageirt mit einem speziell angefertigten Foto auf #ShutDownORS.

Die Zeitungen Bund und Berner Zeitung berichteten über die Inhalte der Petition und die Reaktion der ORS AG. Diese erhob Vorwürfe:

„Die zusammen mit der Petition lancierte Stimmungsmache gegen ORS basiert auf Falschinformationen“.

Lutz Hahn, ORS Service AG

Mit einer eigenen Stellungnahme zur Petition doppelte die ORS AG nach: Die von Geflüchteten geäusserte Kritik sowie die Petition seien „von aussen gesteuerte ideologisch fundierte Aktionen“. Den Medien wirft die ORS AG „einseitige Berichterstattung“ vor. Sie hingegen stehe für „Qualität statt Polemik“, „Fakten statt Fake“ und sie sei „lösungsorientiert statt rechthaberisch“. Das ist einem speziell für diesen Kontext angefertigten Foto zu entnehmen.

Die ORS AG hat zudem auf Facebook bekanntgegeben, mit welche Massnahmen sie in den von ihr verwalteten Asylcamps gegen Corona vorgehe. Sie hätten mit „Aufklärungsvideos und in unzähligen persönlichen Gesprächen“, „der Einrichtung von Quarantäne- und Isolationszimmern“, der Intensivierung der „medizinische und psychologische Betreuung durch Fachpersonal“, „Catering“ und Personal, dass während der Quarantäne „für die Bewohneden bei Bedarf Lebensmittel eingekauft“ auf die Pandemie reagiert.

Da viele geflüchtete Aktivist*innen in den Rückkehrzentren diese Massnahmen nicht feststellen konnten, stellte das Migrant Solidarity Network der ORS AG konkrete Rückfragen:

  • Wann und wie haben sie die Aufklärungsvideos verbreitet? Viele kennen diese bisher nicht und würden sie gerne sehen?
  • Wie viele Verdachtsfälle und bestätigte Fälle gab es und wie viele davon verbrachten ihre Isolation bzw. Quarantäne in einem Einzelzimmer gemäss BAG-Vorgabe.
  • Wie viel zusätzliches Fachpersonal wurde in den unterschiedlichen Rückkehrzentren des Kantons Bern eingestellt?
  • In welchen Rückkehrzentren und in welchen Monaten seit Pandemieausbruch wurden Catering sowie Einkäufe für erkrankte Personen oder Personen in Quarantäne sichergestellt?
  • Wurden Kosten für Masken, Desinfektionsmitteln und Handschuhe von der ORS AG oder über zusätzliche Ausgaben des Kantons Bern bezahlt?

Auch bat das Migrant Solidarity Network die ORS Service AG, ihre Vorwürfe genauer zu formulieren: „Sie werfen geflüchteten und nicht-geflüchteten Aktivist*innen von Stopp Isolation und vom Migrant Solidarity Network sowie der bernischen Sektion der Demokratische Jurist_innen Schweiz vor “mit Falschmeldungen Stimmung gegen ORS zu machen. Wo genau lügen wir?“

Die Antwort der ORS AG kam postwendend per Mail:

„Ihren Fragen entnehmen wir, dass es Ihnen offenbar um eine ideologisch motivierte Auseinandersetzung geht, auf die wir als politisch und religiös neutrales Unternehmen nicht eingehen. Ihre Vorwürfe an unsere Adresse weisen wir mit Nachdruck zurück“

Lutz Hahn, ORS Service AG

Auch könne der ORS AG grundsätzlich keine Schuld zukommen. Sie mache immer nur das, was der Kanton von ihr fordere: „Wir konzentrieren uns in unserer Arbeit auf die mit dem Auftraggeber vereinbarten Leistungen und begleiten die Bewohner*innen unabhängig von ihrem aufenthaltsrechtlichen Status nach Massgabe der Vorgaben, die in der öffentlichen Ausschreibung durch den Kanton definiert wurden.“