#WirbleibeninBiel: Offener Brief der Bewohnenden des Rückkehrzentrums in Gampelen an die NKVF

Gampelen, 29. Juni 2022

Guten Tag

Es ist eine traurige Woche. Unsere Brüder von Biel/Bözingen werden zu uns nach Gampelen transferiert. Jetzt werden wir noch mehr Menschen im Rückkehrzentrum Gampelen sein.

Sie haben uns im Rückkehrzentrum besucht und schreiben in Ihrem Bericht:

«Die Überprüfung der RZB durch die Kommission wurde zu einer Zeit durchgeführt, in der die maximale Belegung der Zentren auf 60% reduziert war. In den RZB Aarwangen und Gampelen lag diese in tatsächlichen Zahlen noch tiefer. Die Belegung zu erhöhen bzw. die vorgesehene maximale Kapazität auszuschöpfen, würde die bereits bei aktueller Belegung kritische Situation zusätzlich verschlechtern und wäre für die Bewohnenden der RZB nach Ansicht der Kommission in jedem Fall unzumutbar.»

«Überprüfung der Rückkehrzentren des Kantons Bern durch die Nationale Kommission zur Verhütung von Folter (NKVF) Mai–August 2021», NKVF, November 2021, Stand März 2022, S.5

Wir sagen Ihnen:
Niemand will in Gampelen sein.

Die Zimmer und anderen Räume in Gampelen sind jetzt schon zu eng. Es gibt im grossen Haus in Gampelen zum Beispiel nur vier Duschen. Die meisten haben kaltes Wasser. Diese müssen dann für noch mehr von uns reichen.

Es sind bereits 50 Personen in Gampelen. Ein Zimmer hat jetzt manchmal bereits 5 Personen. Wenn jetzt noch mehr Leute kommen, dann stocken sie auf. Dann werden Doppelbetten wieder oben und unten belegt sein und es wird noch enger werden.

Für die Zimmer haben wir keine Schlüssel, das heisst wir können unsere wenigen privaten Sachen nicht einschliessen. Wir können auch nie die Türe schliessen und sicher sein, dass wir ungestört bleiben. Auch die Küchen sind klein. Wenn noch mehr Leute kommen, dann müssen wir jeweils lange warten, bis wir kochen können, weil das Gedränge sonst zu gross ist.

Für alle die krank sind, gibt es eine einzige Person, die zweimal in der Woche kommt, um uns medizinisch zu helfen. Aber wir haben hier viel Stress und sind viel krank wegen der Situation. Wenn noch mehr Leute kommen, dann erhalten wir noch weniger medizinische Behandlung.

Für das Einkaufen müssen wir 40 Minuten zu Fuss zu einem Coop laufen und wieder zurück.

Wenn uns jemand besucht in Gampelen, dann wird der Besuch vom Personal sehr respektlos behandelt. Die Gäste müssen manchmal auf der Strasse bleiben und von dort mit uns sprechen. Sie dürfen nicht in die Gebäude. Manchmal sagt uns das Personal auch gar nicht, dass Besuch gekommen ist.

Wir wünschen niemandem nach Gampelen kommen zu müssen, weil es sehr weit weg ist von allem Leben! Eigentlich sollte es umgekehrt sein: Nicht, dass mehr Leute in Gampelen leben müssen, sondern dass wir diesen schrecklichen Ort endlich verlassen können.

Wir bitten Sie, dem Kanton Bern Einhalt zu gebieten. Bitte teilen Sie uns mit, was Sie unternehmen werden.

Freundliche Grüsse
Bewohnende Rückkehrzentrum Gampelen