Covid und Streichung des Nothilfegeldes

Im Rückkehrzentrum Aarwangen ist Covid 19, ausgebrochen. Seit Dienstag den 26. Januar dürfen die Bewohner*innen das Gebäude nicht mehr verlassen. Die Eingangstore zum Camp wurden geschlossen. Niemand kommt rein. Niemand darf raus. Am Mittwoch wurden auf 97 Bewohner*innen 1/3 positiv getestet. Am Donnerstag dann eine weitere Hiobsbotschaft. 

Rückkehrzentrum Aarwangen; C: Susanne Keller

Ein geflüchteter Aktivist der Gruppe „Stopp Isolation“ berichtet: „Mit Erschrecken haben wir erfahren, dass uns zusätzlich die acht Franken Nothilfegeld gestrichen wird. Die ORS sagt, dass sie uns ja aktuell das Essen liefert und wir deshalb kein Geld mehr erhalten. Aber wir bezahlen ja nicht nur Essen mit diesem wenigen Geld, sondern auch Hygieneartikel, Zigaretten, Handyrechnungen oder die Raten des Haltbar-Abonnements. Es ist entwürdigend, dass wir gar kein Geld mehr haben. Jetzt haben wir nicht einmal mehr diese minimale Selbstständigkeit, über die 8 Franken Nohilfegeld selber zu bestimmen.“

Die Bewohner*innen haben sich jedoch gewehrt am gleichen Tag vor dem ORS-Büro draussen, in der Kälte protestiert und der ORS ein Teilzugeständnis abgerungen. Statt 0 erhalten sie nun täglich 4 Franken Nothilfe. Aber trotz den vielen infizierten Personen müssen alle in den Schlafräumen bleiben, wo sie zu sechst oder zu mehrt zusammenleben. Die Gemeinschaftsküchen sind geschlossen. Seit Dienstag wird das Essen geliefert. Es steht jetzt ein Container mit Toiletten und Duschen zur weiteren Nutzung draussen.

Die Bewohner*innen in Aarwangen und anderen Camps in Bern haben als Gruppe „Stopp Isolation“ schon lange darauf hingewiesen, dass weder die gewinnorientierte Firma ORS noch der Kanton Bern im Sinne der Bewohner*innen handelt und die Situation für alle gesundheitsgefährdend ist (Beispiel Brief an ABEV zur Covid-Situation unter der ORS vom 30.10.2020). Mehrfach kritisierten sie, dass sie kaum über Covid und die aktuelle Lage informiert wurden, es keine finanzierten Transporte zu Testorten gegeben habe, überhaupt zu wenig getestet wurde, dass zu Beginn der zweiten Welle zu wenige Masken und kaum Seife und Desinfektionsmittel für die Bewohnenden zur Verfügung gestanden seien. Letzte Woche kritisierten sie zudem, dass sie teilweise krank und infiziert auf ToiTois draussen in der Kälte gehen müssen. Dabei hätte es einerseits noch Toiletten im Haus, welche einfach nicht für Bewohner*innen geöffnet worden seien. Andererseits gebe es sogar ein weiteres Gebäude neben dem Haupthaus, das genutzt werden könnte. Zudem sind die Bedingungen für die Covid-Infizierten, die sich isolieren müssen, schlecht. Der zur Verfügung stehende Raum war zuvor als Matratzenlager benutzt worden. Er ist kalt und unwirtlich. Erst unter Protest hätten die Bewohner*innen zwei Masken pro Tag erhalten. Lange mussten sie auch die Toiletten teilen obwohl schon der „Coronaverdacht“ im Camp bestand. 

„Für alles müssen wir kämpfen: für unsere Gesundheit, für 4 Franken am Tag, für ein bisschen Würde. Und das werden wir weiterhin!“

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