Über 200 eritreische Aktivist*innen demonstrieren vor dem SEM

///English below///Français ci-dessous/// Español abajo///

Heute Mittag demonstrierten über 200 geflüchtete Eritreer*innen vor dem Staatssekretariat für Migration (SEM) in Bern. Die Demonstrierenden überreichten dem SEM eine Petition mit über 2200 Unterschriften von Geflüchteten aus Eritrea. Mit der Petition fordern sie die sofortige Anerkennung aller eritreischen politischen Flüchtlinge.

Das SEM nimmt bewusst und unnötig in Kauf, die Würde, Selbstbestimmung und Sicherheit von tausenden Eritreer*innen zu gefährden. Das SEM hat letzte Woche bekannt gegeben, dass es vorläufig aufgenommenen Eritreer*innen systematisch das Bleiberecht entziehen will. Nach Jahren oder Jahrzehnten in der Schweiz werden die betroffenen Personen in der Nothilfe isoliert, um ausgeschafft zu werden.

Video | Bilder | Stellungnahme vom Migrant-Solidarity-Network

///Français///
Plus de 200 réfugiés érythréens ont manifesté aujourd’hui à midi devant le Secrétariat d’Etat aux migrations (SEM) à Berne. Les manifestants ont présenté au SEM une pétition signée par plus de 2200 personnes en exil d’Erythrée. Avec cette pétition, ils exigent la reconnaissance immédiate de tous les réfugiés politiques érythréens.

Le SEM accepte consciemment et inutilement de mettre en danger la dignité, l’autodétermination et la sécurité de milliers d’Érythréens. Le SEM a annoncé la semaine dernière son intention de retirer systématiquement le droit de séjour aux Érythréens qui ont été provisoirement admis. Après des années ou des décennies en Suisse, les personnes concernées sont isolées dans le cadre de l’aide d’urgence pour être expulsées.

///English///
At noon today more than 200 Eritrean refugees demonstrated in front of the State Secretariat for Migration (SEM) in Bern. The demonstrators handed the SEM a petition with more than 2200 signatures of refugees from Eritrea. The petition calls for the immediate recognition of all Eritrean political refugees.

The SEM deliberately and unnecessarily accepts the threat to the dignity, self-determination and safety of thousands of Eritreans. The SEM announced last week that it intends to systematically withdraw the right to stay from temporarily admitted Eritreans. After years or decades in Switzerland, the affected persons are isolated in emergency aid in order to be deported.

///Español///
Hoy al mediodía, más de 200 refugiados eritreos se manifestaron frente a la Secretaría de Estado para las Migraciones (SEM) en Berna. Los manifestantes presentaron a la SEM una petición que contenía más de 2200 signatarios de refugiados de Eritrea. Con la petición exigen el reconocimiento inmediato de todos los refugiados políticos eritreos.

La SEM acepta consciente e innecesariamente poner en peligro la dignidad, la autodeterminación y la seguridad de miles de eritreos. La SEM anunció la semana pasada que tiene la intención de retirar sistemáticamente el derecho de estancia a los eritreos que han sido admitidos provisionalmente. Después de años o décadas en Suiza, las personas concernidas son aisladas en la ayuda de emergencia para ser deportadas.

///Kritikpunkte///

  1. Die Behörden wollen Menschen in einen unsicheren Staat abschieben. Der Frieden zwischen Eritrea und Äthiopien ist zwar gut, aber auch Frieden in Eritrea selber ist nötig.
  2. Viele Eritreer*innen, die nun von der Ausschaffung bedroht sind, leben bereits sehr lange mit Ausweis F in der Schweiz. Statt Ausschaffung sollten sie längst über eine stabile Aufenthaltsbewilligung verfügen.
  3. Die Behörden setzen sie nun dem entwürdigenden Nothilferegime aus. Dadurch werden die Personen aus ihrem sozialen Umfeld gerissen und verlieren unter Zwang ihre Arbeit sowie ihre jetzigen Wohnungen.

Rede von Negasi Sereke:
Liebe Damen und Herren
Wir demonstrieren heute vor dem Staatssekretariat für Migration (SEM). Vielen Dank seid ihr alle da, denn es ist sehr wichtig.
Das SEM will die Rechte der Menschen aus Eritrea in Frage stellen.
Viele von uns verlieren ihre Aufenthaltsbewilligung.
Viele von uns leben und arbeiten seit Jahren hier in der Schweiz.
Wir sind nicht hier um Ferien zu machen, sondern weil wir in Eritrea Probleme haben.
Wir sind hier, weil dort seit 1991 ein Diktator an der Macht ist.
Ein Diktator, der das Volk terrorisiert.
Das SEM will uns diesem Diktator ausliefern.
Wir sind heute hier, um diesen Entscheid zu kritisieren.

Es stimmt, der Frieden zwischen Eritrea und Äthiopien ist gut.
ABER die Situation in Eritrea ist noch nicht gut.
Das Regime ist immer noch das gleiche.
Der Militärdienst ist immer noch wie Sklaverei.
Über 10 000 Personen sind immer noch grundlos im Gefängnis.
Wir wissen nicht, wo sie verschwunden sind.
Das SEM darf uns nicht nach Eritrea ausschaffen.

Wir brauchen endlich Respekt.
Viele von uns leben seit Jahren mit einem F Ausweis oder mit einem Negativentscheid in der Schweiz.
Viele von uns dürfen nicht arbeiten oder zur Schule gehen.
Viele von uns haben Mühe eine Arbeit oder eine Ausbildung zu finden.
Viele Familien dürfen wegen Papieren nicht zusammen leben.
Viele von uns leben im Stress und werden krank.
Viele von uns verlieren die Hoffnung.
Ein Teil beginnt Alkohol zu trinken oder Drogen zu nehmen.
Wir wollen das nicht. Wir wollen eine Zukunft. Wir brauchen Sicherheit.

Das SEM will uns den Ausweis F wegnehmen und uns nur noch Nothilfe geben.
Die Nothilfe ist wie ein Gefängnis.
4 Personen müssen in einem Raum schlafen.
16 Personen müssen sich eine Küche oder ein Bad teilen.
Frauen, Männer, Kinder alle bekommen nur 7 bis 8 Franken pro Tag. Die Menschen können sich nicht frei bewegen.
Sie dürfen nicht einmal ein Halbtax kaufen.

Wir mussten wegen des Regimes aus Eritrea flüchten.
Auf der Flucht haben viele nochmals Gewalt erlebt.
In Libyen werden Freunde verkauft und Freundinnen vergewaltigt.
Viele von uns sind traumatisiert.

Wir brauchen jetzt jede Unterstützung:
in der Schweiz, auf der Flucht zum Beispiel in Libyen oder in Eritrea.
Wir brauchen Solidarität und keine Repression.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert